Vitamin D und Abwehrkräfte

Vitamin D wird vom Körper unter dem Einfluss der Sonne selbst gebildet. Aus der Nahrung kann es in der Regel nur zu einem geringem Anteil aufgenommen werden (bis ca. 20% des Bedarfes). Es ist fettlöslich und wird über den Blutkreislauf verteilt. Über die Rezeptoren der Zellen wird es aufgenommen. Fast jede Zelle des Körpers braucht Vitamin D für die verschiedene Stoffwechselprozesse und für die Genexpression. Ein Mangel an Vitamin D führt zu vielen Stoffwechselstörungen. Bereits ein kleiner und latenter Mangel bremst unsere Leistungsfähigkeit. Bis sich Krankheiten zeigen kann jahrelang ein unentdeckter Mangel voraus gehen.

Unser Lebensstil heute und Vitamin D

Unsere moderne Zivilisation hat einen Lebensweise geschaffen, die für uns nicht mehr artgerecht ist. Über Jahrtausende seiner Entstehungsgeschichte, waren der Mensch tagsüber die meiste Zeit in der Sonne. Heute hat es sich umgekehrt: Die meisten Menschen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in Innenräumen, sind im Freien in Kleidung eingehüllt und schützen freie Haut mit Sonnenschutzcreme. An Vitamin D hatte der Mensch früher nur selten Mangel. Da es an sehr vielen Stoffwechselwegen beteiligt ist, war es für uns schon immer sehr wichtig. Sogar bei unseren Vorfahren, aus der Wiege in Afrika, kam es auf ihrem Weg in die nördlichen Breiten zu Anpassungen: Der nordische Typ entstand vor etwa 5000 Jahren, mit heller Haut, d.h. mit weniger Pigmentierung, um als Ausgleich für weniger Sonneneinstrahlung auf die Haut noch genügend Vitamin D bilden zu können. Durch diesen Vorteilen konnte er sich in den nördlichen Lagen selektieren.

In den Wintermonaten ist in vielen Ländern der nördlichen Breiten die Sonneneinstrahlung zu schwach um die Vitamin-D-Synthese in der Haut zu aktivieren. Der Vitamin-D-Spiegel im Blut sinkt, die Abwehrkraft wird schwächer und die winterliche Saison der Erkältungen beginnt. Es ist bekannt, das Personen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel auch häufiger an Grippe erkranken.

Vitamin D im Jahresverlauf
Vitamin D Blutspiegel im Jahresverlauf - deutlicher Mangel über die Wintermonate
Quelle: Epidemiol. Infect. (2006), 134:1129-1140, "Epidemic influenza and vitamin D", J.J. Cannell et al."

Die vielfältige Wirkung von Vitamin D

Viele Organe und Zellgewebe verfügen über Rezeptoren für die Bindung von Vitamin D und brauchen eine gewisse Versorgung für einen normalen Stoffwechsel. Bei länger anhaltenden Mangel können zahlreiche Krankheiten entstehen.Viele Krankheiten können durch Supplementierung mit Vitamin D wieder verbessert werden. Für einen Mangel gefährdet sind besonders Senioren. Mit zunehmenden Alter wird die Haut immer dünner und es wird immer schlechter Vitamin D gebildet. Zusätzlich wird über die Nahrung immer schlechter Vitamin D aufgenommen. Gefährdet sind auch Übergewichtige da das fettlösliche Vitamin D in Fettgewebe verschwindet und so dem Blut entzogen wird.

Knochen: Förderung der Mineralisierung der Knochen (Einlagerung mit Calcium). Vitamin D schützt Kinder vor Rachitis und Erwachsene vor Osteoporose. Bereits ab dem 35. Lebensjahr beginnt verstärkter Knochenabbau.
Muskeln: Eine gute Versorgung mit Vitamin D optimiert die Muskelkraft.
Gehirn: Schutz vor saisonaler Depression und Erkrankungen des Nervensystems wie Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose.
Blutzucker: Gewisse Schutzwirkung gegen Altersdiabetes (Diabetes Typ 2) durch eine Förderung der Funktion der Bauchspeicheldrüse und Insulinproduktion.
Herz-Kreislaufsystem: Reguliert den Blutdruck und reduziert das Risiko für Erkrankungen der Blutgefäße.
Krebs: Unterdrückt das Wachstum von Tumoren und fördert die Apoptose unkontrolliert wuchernder Zellen.
Körpergewicht: Vitamin D ist auch für die Bildung des Hormons Leptin verantwortlich. Dieses Hormon vermittelt beim Essen ein Sättigungsgefühl und bewahrt und so vor zu umfangreichem Essen.
Immunsystem: Vitamin D koordiniert die Aktivitäten der Immunzellen und ist so am Schutz vor Infektionen, chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen beteiligt.

Vitamin D und Leistungsfähigkeit des Immunsystems

Das Immunsystem besteht aus zahlreichen verschiedenen Immunzellen, die jeweils verschiedene Aufgaben haben und bei Abwehrreaktion zeitlich koordiniert aktiv werden müssen. Vitamin D ist an der Koordination der Immunzellen beteiligt, ist also eine entscheidender Faktor für optimale Leistungsfähigkeit. Wenn die Immunzellen genügend mit Vitamin D versorgt sind schütten sie genügen Botenstoffe aus um die anderen benötigten Immunzellen und Immunreaktionen zu aktivieren. Funktioniert diese Kommunikation und Koordination nicht gut, werden die Krankheitserreger nicht stark genug erwischt und sie können sich ausbreiten bis ab einer gewissen Menge ein wahrnehmbarer Erkrankungszustand auftritt. Funktioniert alles gut kann ein Infekt oft bereits in 1-2 Tagen bewältigt werden. Bei Vitamin-D-Mangel kann es sich dagegen bis über 1 Woche hinauszögern. Vitamin-D hilft auch bei Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungsreaktionen, da es auch überschießende Immunreaktionen wieder auf ein normales Maß dämpfen kann.

Vitamin D und Covid-19

Untersuchungen an Patienten haben gezeigt, dass ein schwerer Krankheitsverlauf von Covid-19 oft in Zusammenhang mit einem Vitamin D Mangel steht.

Vitamin D und Covid-19
Quelle: Frontiers in Public Health (2020), Sep-10, "A Basic Review of the Preliminary Evidence That COVID-19 Risk and Severity Is Increased in Vitamin D Deficiency", Linda L. Benskin

Literatur "Vitamin D und Abwehrkräfte"

[1] A Basic Review of the Preliminary Evidence That COVID-19 Risk and Severity Is Increased in Vitamin D Deficiency, Frontiers in Public Health, 10 September 2020 | https://doi.org/10.3389/fpubh.2020.00513

[2] Vitamin D deficiency and co-morbidities in COVID-19 patients – A fatal relationship?, NFS Journal, 2020 Aug; 20: 10–21., 2020 Jun 7. doi: 10.1016/j.nfs.2020.06.001

[3] Vitamin D and SARS-CoV-2 virus/COVID-19 disease, BMJ Nutrition, Prevention & Health,2020 May : doi: 10.1136/bmjnph-2020-000089

[4] The importance of vitamin d metabolism as a potential prophylactic, immunoregulatory and neuroprotective treatment for COVID-19, Journal of Translational Medicine, 18, Article number: 322 (2020)

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